Eine Saison spielte die U19-Mannschaft der TSG Sprockhövel in der Bundesliga West – es war ein emotionales Jahr, ein Jahr mit Höhen und Tiefen – am Ende steht der Abstieg aus der höchsten Spielklasse.
Rückblickend sprechen sie viel von den gesammelten Erfahrungen, von einem intensiven Lehrjahr: Das, was als Märchen der U19-Fußballer der TSG Sprockhövel begann, endet vergleichsweise ernüchternd: Nach einem Jahr in der Junioren-Bundesliga West, steht der Abstieg vor dem letzten Spieltag bereits fest. Es begann 2014 mit dem Aufstieg aus der Landesliga in die Westfalenliga, und führte nur ein Jahr später direkt weiter in die höchste Spielklasse. Nur sieben Punkte stehen auf dem Konto des Tabellenletzten, am Samstag Nachmittag (13 Uhr, Stadion Stefansbachtal in Gevelsberg) empfangen die A-Junioren der TSG zum letzten Saisonspiel Bayer 04 Leverkusen.
Enttäuschung bei den Spielern
„Wir haben damit gerechnet, dass wir Lehrgeld bezahlen werden. Es war vom ersten Tag an klar, dass wir gegen den Abstieg spielen“, lautet das Fazit von Jugendleiter Jürgen Homberg. Da spricht der Realismus auf der einen Seite, natürlich sind sie aber auch enttäuscht. Wer es ein Jahr mit den ganz großen Nachwuchsteams aufnimmt, sich in der höchstmöglichen Spielklasse beweisen darf, der möchte eben auch bleiben: „Wir sind alle sehr traurig, dass wir nach einem Jahr wieder runter müssen“, sagt Kapitän Sven Höltke.
Höhepunkte waren für den Kapitän das erste Saisonspiel mit mehr als 1000 Zuschauern oder die Auswärtsspiele, direkt neben den großen Spielstätten wie dem Stadion im Borussia-Park in Mönchengladbach oder der BayArena in Leverkusen. Bei letzterem zogen sich Sprockhövels Spieler im Profibereich um, wo wenige Tage später auch Lionel Messi und Co. vom FC Barcelona zu Gast waren, erinnert sich Jugendleiter Homberg.
Und so sprechen sie nach diesem Jahr natürlich auch von einem Abenteuer bei der TSG: Gegner waren Traditionsklubs wie Borussia Dortmund, der FC Schalke 04 oder der VfL Bochum – mit kurzen Wegen zu den Profis: „Die großen Teams gespickt mit Nationalspielern, und dann das kleine Sprockhövel – das war schon interessant“, sagt Jürgen Homberg.
Interessant, wenn auch ungleich: Während bei Teams wie Schalke und dem BVB Training und Schule meistens verzahnt sind, muss in Sprockhövel auch mal improvisiert werden. Beim Training vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen müssen die A-Junioren zum Beispiel auf den Mini-Platz ausweichen, denn auf dem Kunstrasenplatz spielt gleich eine der insgesamt 18 Jugendmannschaften der TSG Sprockhövel.
Trainiert wird hier nur viermal in der Woche. Und doch: Die kleine TSG genießt einen exzellenten Ruf als Ausbildungsverein.
Auch deshalb, weil viele ausgebildete Trainer dem Verein angehören, so wie das U19-Team um Patrick Rohde und Martin Klinge, ehemalige TSG-Spieler, die vom VfL Bochum zurückkehrten, um eine neue Mannschaft für die Bundesliga-Saison zu formen. 14 Spieler verließen nach dem Aufstieg 2015 die U19 und rückten hinauf in die erste Mannschaft der Senioren, spielen nun mit in der Oberliga.
„Wir haben bei Null angefangen. Bis auf drei Spieler sind alle anderen neu dazugekommen – sie kamen aus Hamburg, Kroatien, der Schweiz. Sie wollten die Bundesliga nutzen, auch ganz ohne finanzielle Rahmenbedingungen“, sagt Trainer Patrick Rohde, der kurz darauf mit Jugendwart Homberg zum Vereins-Elternabend weiter muss – auch das gehört bei der TSG Sprockhövel zum Alltag.
Wie das Jahr Bundesliga verlief? Mit zwei Siegen und einem Unentschieden in der Hinrunde zunächst gar nicht so schlecht. „Da bestand noch die Möglichkeit drin zu bleiben“, erinnert sich Spieler Luca Hauswerth, berichtet aber auch von viel Laufarbeit, und davon fast nur verteidigen zu müssen. In der Rückrunde setzte es dann nur noch Niederlagen – auch diese Stimmung musste das Trainergespann auffangen.
Weiter geht’s in der Westfalenliga
Sie mussten lernen, dass auch das Verlieren dazu gehört. Die Erfahrungen aus dem Lehrjahr wollen die U19-Fußballer nutzen, für die neue Saison in der Westfalenliga. Vorher gibt es aber noch das Spiel gegen Bayer Leverkusen, und am Wochenende kämpft die 1. Mannschaft der TSG als aktueller Tabellenführer der Oberliga Westfalen um den Sprung in die Regionalliga.
So geht das Märchen irgendwie weiter in Sprockhövel.
[Quelle: WAZ Sprockhövel / Ann-Christin Fürbach]